LEKTION 10: FILMISCHES ERZÄHLEN

28.11.19

Lektionsinhalte: Videobeispiele analysieren, Ton, Schnitt und Rhytmus beim Filmen und Einstellgrössen

Schlagworte: Eyetracker, Sequenz, Supertotale, Portrait, Halbtotale

Heutige Referentin für die Doppelstunde war Catrin Hofstetter. Sie arbeitet beim SRF als Ausbildnerin im Filmbereich. Was sie uns mitgab kannst du hier und in der nächsten Lektion nachlesen. Das Hauptthema der ersten Lektion war filmisches Erzählen.


Gleich zu Beginn schauten wir einige Videobeispiele, um uns in die Thematik einzustimmen:

Quelle: https://www.youtube.com/watch?v=ubNF9QNEQL ( Zugriff am 1.12.19)

#1 Kurioser Mordfall - Who dunnit?

Leiche und Requisiten ausgetauscht - Wie viele Veränderungen sind dir aufgefallen? Bei der Auflösung wurde klar, dass 21 Änderungen vorgenommen wurden. Im Unterricht kamen wir im Plenum nicht mal auf die Hälfte. Das Video zeigt beispielhaft, wie die Aufmerksamkeit des Zuschauers gelenkt werden kann. Man konzentriert sich auf die Stimmen und das Aufklären des Mordfalls - so kommt es, dass man Anderes nicht wahrnimmt.

Quelle:  https://eyetracking.ch/ (Zugriff am 1.12.19)

#2 Tagesschau im Eyetracker-Modus

Im zweiten Video sahen wir einen Tagesschauausschnitt. Mit der Eyetrackertechnik sahen wir die Augenbewegungen der Zuschauer in dieser Folge. Es war auffallend, dass Menschen besonders auf Personen, Gesichter (Augen und Mund) und Bewegungen schauen. Zudem ziehen Schriften unsere Blicke auf sich. Deshalb ist es auch wichtig, dass man Schriften lange genug einblendet, damit man sie auch vollständig lesen kann.


Quelle: Screenshot Einstein, 16.08.2019, 09:15 Uhr; Die Wahrheit hinter der Bewegung - warum Sport so wichtig ist (Zugriff am 1.12.19)

Ton: Der Ton erweist sich als dramaturgisches Mittel in der Film- und Videoproduktion. Tappende Musik beim Laufrad (Stopp, wenn Maus aufhört zu laufen), Erzählerstimme, Wissenschaftliche Erklärung von Bildern, Ton beim Hervorheben (Akzente setzen), Wechsel CH-/D-Deutsch machen die Bilder lebendig und bauen Spannung auf. Auch der Originalton (z.B. Mäuse gehen im Substrat) schaffen einen Bezug zum Zuschauer - es wirkt natürlich.

Schnitt und Rhythmus: Gleiches Objekt - mehrere Perspektiven, Klare Cuts (selten länger als 4s). Nur ein Weissblitz (Grenzt Beitrag ein, markiert den Beginn), sonst keine Blende (= harter Schnitt). Glatte Cuts sind für die Zuschauer nicht bemerkbar und werden natürlich wahrgenommen.

Hier gehts zur vollen Einstein-Folge. Ab der 16. Min kommt der Mäusebeitrag (ca. 5min). Diesen Beitrag zu Labormäusen schauten wir uns etwas genauer in Kleingruppen an:

Bildgestaltung: Die vielen Perspektivenwechsel sind auffallend - von der Totalen ins Portrait und dann weiter in die Halbtotale. Häufig beginnt ein Beitrag mit einem weiten Ausschnitt und wird dann zunehmend näher, so wird die Aufmerksamkeit des Betrachters gelenkt (das Wichtigste ist nah). Bei Interviews wird die "Over the shoulder-Perspektive" gerne gewählt um einen Einblick in das Tun der interviewten Person zu gewähren. Bei Gegenüberstellungen und Vergleichen wird der Bildschirm gesplittet und die verschiedenen Situationen auch visuell gegenübergestellt (Split Screen). Beschriftungen erleichtern das Verständnis von Grafiken.

Geschichte in Bildern: Aus Labor- und Mausbildern schlussfolgern wir, dass es sich um Labormäuse handelt. Es gibt auch Sequenzen, die ohne Text oder Ton schwierig sind zu verstehen, sie schaffen einen Bezug in den Alltag des Zuschauers. Im Beitrag beispielsweise Schlüssel, Parkplatz und Supermarkt. Sie zeigen den Nutzen auf und bieten einen Exkurs fürs Auge (kurz entspannen) und halten die Aufmerksamkeit hoch.

EINSTELLGRÖSSEN IM FILM

Bildquelle: Powerpoint Präsentation "Filmen und schneiden mit dem Smartphone", Catrin Hofstetter (2019)

Detail: Mimik, Ausdruck und Emotionen kommen zur Geltung.

Nahe: Normale Gesprächsdistanz, schafft Nähe und Verbindung zum Betrachter

Halbtotale: Fokus liegt auf der dargestellten Person und deren Handlung

Totale: Bringt die dargestellte Person in den Kontext (Umgebung, Aktion und umgebende Personen)

Supertotale: Gibt einen Überblick über die Situation (z.B. ganze Landschaft), Personen sind sekundär bei dieser Einstellung.


ÜBUNG AUS DEM UNTERRICHT

Wir konnten etwas herumspielen und die Einstellgrössen zu zweit ausprobieren... Einige Impressionen:

DETAIL

PORTRAIT

...und Patrizia ist top-motiviert :)

HALBTOTALE

(Ja ich habe die Handgelenke abgeschnitten, sollte nicht so sein...)

TOTALE

AN DER ETH ZÜRICH STUDIEREN?

...scheint mir stressig zu sein.

In diesem Video findet eine wahre Reizüberflutung statt. Es sind kurze Sequenzen mit vielen Schnitten zu sehen. Zudem erhöhen Farben und Töne mit steigendem Rhythmus die Spannung beim Betrachten. Etwas Kritik: Das Video dauert zu lange. Es ist anstrengend und man hat keine Zeit über die gesehene Sequenz nachzudenken, da schon die nächste folgt.

BILDER ERZÄHLEN GESCHICHTEN

Zum Schluss der Lektion schauten wir noch ein paar Bildergeschichten an aus dem vergangenen Arbeitsauftrag. Besonders gefallen hat mir Célines Katze, die aufs Essen stürmt. Einige Tipps:

  • Gesicht zeigen der Handelnden Person (Emotionen zeigen und Kontakt zum Betrachter schaffen)
  • Handlungsrichtung einhalten (z.B. im Sport: Fussballhalbzeit, Tennis)
  • Nur das nötigste zeigen (Emotionen und Gesichter).

Meine Geschichte findest du hier. Im Nachhinein finde ich, wäre es schöner gewesen, die ersten zwei Bilder wegzulassen, da sie zwar ergänzend wirken aber nicht nötig sind um die Handlung der Latte Art zu verstehen...

Kurze Verschnaufpause! Nach der Pause ging es weiter in Lektion 11.

Let's think about it....

Ich kenne mich beim Filmemachen sehr wenig aus. Bis anhin habe ich meist eine Videozusammenstellung von Ferienvideos mit Freunden gemacht, aber dabei nie auf stilistische und dramaturgische Elemente geachtet. Es war meist eine Aneinanderreihung mit Hintergrundmusik, die nicht den Inhalt stützte, sondern für uns Bedeutung hatte. Die heutige Stunde hat mir geholfen, mein Auge etwas zu schulen bei der Videoanalyse: Was wird gemacht und wie wirkt es auf den Betrachter? Ich habe neue Begriffe gelernt, kenne die Einstellgrössen und übe mich jetzt im Videoschneiden.

© 2019 Nathalie Ringgenberg │ Department für Sport, Bewegung und Gesundheit Basel │ Alle Rechte vorbehalten 2019
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